Hundertjähriger Kalender 2022

Der Frühling

Der Frühling 2022 ist bis in den Mai kalt und feucht. In der Mitte für zehn bis 18 Tage temperiert und gemäßigt, hernach aber bis zum Ende wieder feucht und kalt.

Der Sommer

Der Sommer ist anfangs kalt und feucht. In der Mitte dann gut und mit vielen Donnerwettern vermischt. Zu Ende wird der Sommer im Jupiterjahr dann hitzig. Wenn es in einem Jupiterjahr zu einem dürren Sommer kommt, was in 28 Jahren kaum geschieht, so wird darauf das Getreide teuer. Es gibt allerdings einen dürren Sommer, wenn im Februar, März, April oder Mai eine Sonnenfinsternis gewesen ist.

Der Herbst

Der Herbst ist im Jupiterjahr durchgehend regnerisch. Nicht ganz so regnerisch wird der Herbst, wenn es eine Sonnenfinsternis gegeben hat.

Der Winter

Der Winter ist anfangs einige Tage lang sehr kalt und mit viel Schnee. Am Ende wird es milder und ohne Schnee, dafür ist es aber sehr windig.

Erläuterung

Der Hundertjährige Kalender ist eine Zusammenstellung von Wettervorhersagen. Er wurde im 17. Jahrhundert von Mauritius Knauer (* 1613 oder 1614; † 1664), Abt des Klosters Langheim als Calendarium oeconomicum practicum perpetuum verfasst. Das Buch sollte ihm und seinen Mönchen ermöglichen, das Wetter in Franken vorherzusagen und so die klösterliche Landwirtschaft zu optimieren.

Knauer stützte sich auf klassische astrologische Vorstellungen. Er ging von der allerdings auch unter damaligen Astrologen umstrittenen Idee aus, die Himmelskörper („Planeten“) Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus und Merkur würden, in festem Turnus aufeinander folgend, jeweils ein Jahr lang von Frühlingsbeginn bis Winterende entscheidend das Wetter beeinflussen. Nach dieser Theorie genügte es, über einen beliebigen siebenjährigen Zeitraum präzise Wetterbeobachtungen zu machen, um, darauf aufbauend, auch für die Zukunft das Wetter vorhersagen zu können. Knauer schränkte allerdings ein, dass zusätzliche, astrologisch bedeutsame Faktoren wie Kometen, Sonnen- und Mondfinsternisse das Wetter abweichend beeinflussen könnten. Die Grundlage für sein Calendarium legte der Abt mit detaillierten Beobachtungen des Wetters wohl in den Jahren 1652 bis 1658.